Demokratie in unserer DNA: Ein Blick in unsere Geschichte

Jedes Jahr bieten wir in unserer Volkshochschule eine Einführung für neue Kursleitungen an. Ein wichtiges Element ist dabei ein kurzer Blick in die Geschichte der Volkshochschulen. Denn wie es begonnen hat, das bestimmt auch heute noch unsere Arbeit.

Die Volkshochschulen wie wir sie heute kennen haben drei Wurzeln. Alle drei reichen ins 19. Jahrhundert zurück: 1871 wurde die Gesellschaft für die Verbreitung von Volksbildung gegründet. Ab 1896 gab es dann die Universitätsausdehnungsbewegung, die das Wissen der Universitäten an Nicht-Studierende weitergeben wollte. Und 1899 dann entstand die „Neue Richtung“.

Letztere ist dabei aus unserer Sicht besonders wichtig, denn ihre Prinzipien spielen auch für uns heute wieder eine große Rolle. In der „neuen Richtung“ sollten Lehrende nicht mehr von vorne „dozieren“. Die Lehre sollte nicht von oben herab und vom Staat aus kommen. Vielmehr sollte das Lernen „vom Menschen aus“ stattfinden. Die Neue Richtung sah Arbeitsgemeinschaften vor, in denen die Lehrenden selbst von den Lernenden lernen.

Das hört sich doch an wie unsere heutigen Ziele des selbstgesteuerten, lebenslangen Lernens an! Wie man sieht, war Volkshochschule schon im 19. Jahrhundert hochmodern und hat neue Wege in der Bildung geebnet.

Dieser Gedanke, Lernen unabhängig vom Staat und „von unten her“ anzubieten, war auch für die Gründer der Weimarer Republik wichtig. Nach den Schrecken des Ersten Weltkrieges sollte es darum gehen, die Menschen darin zu bilden, aktiv die neue Republik mitzugestalten. Es ging also um Bildung für die Demokratie, und diese Bildung wurde für so wichtig angesehen, dass die Weimarer Verfassung deren Förderung und die der Volkshochschulen in Artikel 148 festschrieb.

Wenn Bildung zur Stärkung der Demokratie die Aufgabe ist, dann wundert es natürlich nicht, dass Volkshochschulen schnell zur Zielscheibe der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten wurden. Denn das Letzte, was eine Diktatur möchte, das sind Menschen, die das Wissen und die Fähigkeit haben, kritische Fragen zu stellen.

Aber weil genau das die vielleicht wichtigste Grundlage einer Demokratie ist, förderten und forderten die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg die (Wieder-)Gründung der Volkshochschulen. So auch bei uns in Aalen. Nach dem Schreiben der alliierten Militärführung dauerte es keine drei Monate, ehe der Gemeinderat am 5. Dezember 1946 der Einrichtung einer Volkshochschule für Stadt und (damals noch) Kreis Aalen zustimmte. Drei Jahre später wurde dann der Volkshochschule Aalen e.V. als Verein gegründet.

Dieser Verein führt heute noch unsere Volkshochschule, 75 Jahre nach ihrer Gründung. Die Demokratie durch Bildung zu stärken, das ist auch heute noch unser Auftrag und unser Ziel. Über die Jahre hat sich viel verändert. Volkshochschulen wie unsere haben zwischenzeitlich ein Qualitätssiegel, das sie sich alle fünf Jahre neu verdienen müssen. Es gibt XPert Zertifikatskurse und wir nehmen an internationalen Projekten teil.

Was sich nicht verändert hat und worauf wir auch heute noch immens stolz sind, das ist, dass wir eben nicht nur Anbieter von professioneller Weiterbildung sind. Wir sind so viel mehr in und für unsere demokratische Gesellschaft.

Das ist doch ein Grund zu feiern, oder?

Seht Euch hier den Film an, den das Aalener Kollektiv K aus Anlass unseres Jubiläums gedreht hat.

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