Klöppeln. Wer kennt’s?

Wer einen Kurs im Torhaus besucht, wird derzeit von Klöppelkunst empfangen: Unsere Ausstellung „Klöppeln. Wer kennt’s?“ ist seit Anfang März und noch bis zum 26. April im 3. OG zu sehen.

Klöppeln – sind das nicht nur Spitzendecken? Genau dieses Vorurteil räumt die Ausstellung aus. Es gibt noch viel andere Deko zu bestaunen, für alle Jahreszeiten, außerdem (gerahmte) Bilder mit Klöppelelementen, Accessoires und Schmuck – der nicht nur aus Draht, sondern auch aus Pferdehaar hergestellt wurde! Die Vielfalt des Klöppelns bezieht die Spitzendeckchen also durchaus ein, hört aber längst nicht bei ihr auf.

Ein Einblick in eine unserer Vitrinen.

Bekannt ist das Klöppeln in Deutschland bereits seit dem 16. Jahrhundert. Viele Familien verdienten sich früher ein Zubrot mit dem Klöppeln als Heimarbeit. Und zwar sogar in Aalen: Nach dem Zweiten Weltkrieg musste die Familie Heinzl, die in Pechgrün nahe Karlsbad eine Spitzen-Manufaktur betrieb, den Ort verlassen. Sie fanden in Hohenstadt/Abtsgmünd eine neue Heimat. Tochter und Schwiegersohn verlagerten später die Firma nach Aalen und beschäftigten bis in die 1980er Jahre hauptsächlich Frauen in Heimarbeit zum Klöppeln ihrer Spitzenerzeugnisse.

Heute verdient man kein Geld mehr mit dem Klöppeln, aber man gewinnt an Kreativität, Geduld, Ausdauer, Feinmotorik und Fingerfertigkeit.

Unser Klöppelkurs gehört zum Fachbereich Kreativität, und wir haben ihn dort dem Bereich Nadel und Faden zugeordnet. Nicht ohne Vorbehalte: denn bei „Nadel und Faden“ denkt man vielleicht erst mal an Handarbeit. Aber trifft das wirklich das Klöppeln? Sind die zahlreichen Klöppelpaare, auf denen das Garn aufgewickelt ist und die von den Klöpplerinnen mit viel Geschick auf verschiedene Arten miteinander verschlungen werden, wirklich einfaches Werkzeug, wie es in der Definition von Handarbeit heißt?

Klöppeln ist aber eher ein Handwerk. Und so heißt unser Kurs auch: „Klöppeln – ein altes Handwerk.“ Darunter versteht man eine handwerkliche Tätigkeit, die der industriellen Massenproduktion entgegensteht. Das kann man bestätigen: Die Objekte, die beim Klöppeln entstehen, sind Einzelstücke, die nicht industriell gefertigt werden könnten. Es gibt zwar die Maschinenspitze, die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die handgeklöppelte Spitze weitgehend abgelöst hat. Doch Maschinen sind nicht dazu in der Lage, die Objekte zu klöppeln, die wir in der Ausstellung zeigen. Maschinen können fortlaufende, gerade Muster klöppeln, fähigen Händen sind solche Grenzen nicht gesetzt.

Eine besondere Form des Handwerks ist das Kunsthandwerk, für dessen Ausübung künstlerische Fähigkeiten maßgebend und erforderlich sind; die Produkte, die so entstehen, sind Unikate. Und genau das trifft auf das Klöppeln zu: man eignet sich im Kurs künstlerische Fähigkeiten an, mit denen man dann schöne Unikate erschafft, die die Tradition des Kunsthandwerks mit den Produkten der Moderne verbinden.

Überzeugt Euch selbst davon in unserer Ausstellung und teilt Eure Gedanken mit uns: entweder vor Ort in unserem Gästebuch oder gerne auch über die Sozialen Medien. Wir freuen uns darauf.

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