Der Blick durch die Nachhaltigskeitsbrille

An einem Samstag im Februar hat sich eine Gruppe Interessierter an unserer vhs für eine Fortbildung getroffen: „Bildung goes nachhaltig – mein Kurs und Nachhaltigkeit – wie passt das zusammen?“ Das ist in der Tat eine Frage, der es sich nachzugehen lohnt. Denn: Nachhaltigkeit bedeutet nicht „nur“ Umweltschutz und Energiesparmaßnahmen, sondern umfasst noch vieles mehr und bietet – vor allem, aber nicht nur in Sprachkursen – viel Lehr- und Konversationspotential.

In der Fortbildung haben wir zunächst mehr über den Begriff Nachhaltigkeit erfahren: Er stammt aus der Forstwirtschaft. Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz beschrieb bereits 1713 das Problem, dass für den Bergbau mehr Bäume gefällt wurden als nachwachsen konnten, und forderte eine beständige und nachhaltige Nutzung des Waldes.

Aber Achtung: „Nachhaltigkeit“ ist kein geschützter Begriff. Dadurch besteht die Gefahr, dass er unangemessen gebraucht wird und so das Vertrauen in ihn verloren geht. Um Nachhaltigkeit klarer zu definieren, haben wir in der Fortbildung die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) näher angeschaut und versucht, sie miteinander in Verbindung zu bringen. Nachhaltigkeit umfasst all diese Ziele.

Unsere Verbindung der einzelnen SDGs.

Eine Erkenntnis haben wir alle mitgenommen: Das Klimathema ist so präsent, weil die Ökologie die Grundlage bei den SDGs bildet. Darüber steht die Gesellschaft und oben im Pyramidenmodell die Ökonomie. Neben Klimaschutz geht es also zum Beispiel um gesellschaftliche Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Gleichheit zwischen und innerhalb von Ländern, Zusammenarbeit und Vernetzung von Kommunen, Friedenssicherung, und der Zugang zu hochwertiger Bildung. Und: Alle Ziele hängen miteinander zusammen. Deshalb ist es schwer, eine eindeutige Ordnung zu finden.  Doch es ist gleichzeitig auch der Grund, weshalb Nachhaltigkeit so gut zu allen unseren Kursen passt, weil so viele Themen eben mit Nachhaltigkeit in Berührung kommen.

Die Pyramide der Nachhaltigkeit (aus der Handreichung zu BNE vom Deutschen Volkshochschulverband (DVV)).

Die Fortbildung hat sich übrigens aus unserem Projekt zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) entwickelt, das im Juli 2022 startete. Für das Angebot in BNE hat Carola Moser, unsere pädagogische Mitarbeiterin für das Projekt, verschiedene Bildungspfade zusammengestellt, die Orientierung in der vernetzten Welt der Nachhaltigkeitsthemen bieten. Bisher wurden Veranstaltungen zu verschiedenen Themen angeboten: Fairer Handel, Faire Finanzen, Armut und Migration in Westafrika, Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen und Erneuerbare Energien. Im Juni wird es eine Veranstaltung über Smartphones geben, die für alle ab 14 Jahren offen ist und Abbau, Entstehung und Entsorgung von Smartphones behandeln wird. Außerdem sind Exkursionen zu einem Holzbauhaus in Lauchheim, zu Weleda und zu einer solidarischen Landwirtschaft geplant. In den BNE Bildungspfaden gibt es auch Angebote für die ganze Familie: eine Führung im Schwäbisch-Fränkischen Wald etwa und bei der renaturierten Schneidheimer Sechta.

Darüber hinaus gibt es auch immer wieder Schwerpunkte. Aktuell geht der Schwerpunkt Energie zu Ende, der auf Themen und Gegebenheiten der letzten Monate reagiert hat. Der nächste Schwerpunkt, der bald startet, heißt Rest(e)los glücklich.

Als Auftaktveranstaltung wird es den Rest(e)los-glücklich-Tag am 18.03. in der Bohlschule geben, der mit mehreren Angeboten verschiedene Themen umfasst: Wie koche ich ohne Reste bzw. was kann man aus Resten zaubern? Wie hauche ich alten Stoffen und Kleidungsstücken neues Leben ein? Wie stelle ich Naturkosmetik selbst her? Wie kann ich kleine Reparaturen an meinem Fahrrad vornehmen? Für Kinder gibt es Bastelangebote mit Papier und Naturmaterialien.

Die Themen geben also Anregungen, wie man Müll und Ressourcenverschwendung vermeiden und so den Geldbeutel schonen kann. Denn: Oft braucht es einen kleinen Anstoß, bis man Nachhaltigkeit im eigenen Leben erkennt und umsetzt. Doch sobald man sich damit beschäftigt, fallen einem immer mehr Dinge ein, die man bereits gut macht oder auch noch besser machen könnte. Setzt man also einmal die Nachhaltigkeitsbrille auf, erkennt man, dass das Thema überall präsent ist und auch nebenbei umgesetzt werden kann.

Ein Bespiel aus der Fortbildung: Bei einer Lektion im Sprachlehrbuch, in der es ums Einkaufen geht, kann man anhand einer Einkaufsliste schon viel über saisonales und regionales Einkaufen, Lebensmittelverpackungen, Lebensmittelrettung, Mülltrennung und -vermeidung sprechen – ganz nebenbei und nicht in einer zusätzlichen Lektion.  

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: