Es gibt einen Satz, den Elke Schuster sehr gerne mag: „Wenn echte Konstruktionen auf echte Inhalte treffen, entstehen echte Werke.“ Bereits seit vielen Jahren gibt sie mehrere Nähkurse an unserer vhs, die sehr beliebt und erfolgreich sind und in denen mit echten Nähkenntnissen auch echte Werke der Nähkunst entstehen: Haute Couture.
Was genau kann man sich unter dem Titel vorstellen? Haute Couture ist die „hohe Schneiderkunst“, die sich Elke Schuster bereits in ihrer hochwertigen Ausbildung und dann in ihrem Beruf, ihrem Atelier und in ihren Kursen auf die Fahnen geschrieben hat. Es geht nicht darum, schnell ein Kleidungsstück zu ändern, sondern von Anfang an etwas selbst zu gestalten. Das beginnt mit der Auswahl eines schönen Stoffs und des passenden Schnitts.
Das Motto von Elke Schuster lautet: „Kreativität kennt keine Grenzen“. Unter diesem Motto sind die Teilnehmer:innen der Kurse sehr dankbar dafür, eine Plattform für das Ausleben der eigenen Kreativität gefunden zu haben. Im Kurs probieren sich die Leute aus, suchen und finden das eigene Ich und den eigenen persönlichen Stil. Elke Schuster erlebt es immer wieder, dass Leute nach einem Kleiderkauf unglücklich zu ihr ins Atelier kommen, um den Kauf passender zu machen. Das große Angebot im Kaufhaus und im Internet verleitet Kund:innen leider häufig zu Fehlkäufen.
Vor allem im Urlaub sollte man bei Einkäufen aufpassen, weil man dann in einer anderen Stimmung, in einer anderen Welt ist: Als Beispiel sei der Seidenanzug genannt, den sich viele im Thailandurlaub schneidern lassen und danach nicht mehr anziehen, weil weder das Wetter bzw. das Klima noch die Stimmung zu Hause dazu passen. Deshalb sind selbstgestaltete und -gemachte Dinge, die dem eigenen Stil entsprechen, natürlich am passendsten. Elke Schuster berät die Teilnehmer:innen dabei zu Stoff- und Schnittauswahl und nimmt sich im Kurs viel Zeit für jede:n von ihnen, hat auf alle Fragen eine Antwort und immer eine gute Lösung parat, wenn mal etwas nicht ganz so gut sitzt.
Die Kurse sind für alle offen. Die Frauen, die teilweise seit vielen Jahren teilnehmen, sind zwischen 25 und 75 Jahren alt, von der Schülerin über die Anwältin bis zur Rentnerin sind ganz unterschiedliche Menschen mit verschiedenen familiären Hintergründen dabei. Auch ein Mann hat bereits teilgenommen, für den das Nähen ein Ausgleich zu seinem Beruf als Ingenieur war. Diese Unterschiedlichkeit der Teilnehmer:innen verbindet zum einen Generationen, zum anderen ist sie eine Bereicherung für die ganze Gruppe.
Auch die Nähwerke sind ganz verschieden. Oft werden Kombinationen genäht wie ein Hosenanzug, ein Kleid mit Jacke bzw. Mantel oder eine Bluse mit passender Hose oder Jacke. Die Erfahrung wird im Laufe der Kurse auf- und ausgebaut. Größere Projekte wie ein Trenchcoat, den eine Teilnehmerin als ihr Highlight bezeichnet, brauchen Geduld und mehr Zeit, als ein einzelner Kurs hergibt. Deshalb bleiben sehr viele Teilnehmer:innen sehr lange dabei; einige hören erst im hohen Alter auf, wenn die Sehkraft eindeutig nachlässt. Diese Geduld wird mit individuellen, selbst gestalteten und passenden Einzelstücken belohnt.

Und wie kam Elke Schuster zu ihrem Beruf? Ihre Großmutter und ihre Mutter nähten sich Kleider, wenn sie Zeit dafür hatten. Damals ließ man sich nicht von Fernseher und Broschüren, sondern bei Bällen und Familienfeiern von schönen Kleidungsstücken inspirieren. Ihre Mutter hatte immer etwas Besonderes an, wenn sie auf Festen eingeladen war. Und so hatte Elke Schuster zwei Ideen für die Zeit nach der Schule: entweder in einem Hotel zu arbeiten oder eigene Kleidung zu entwerfen und zu schneidern. Sie probierte sich mit 16 Jahren eine Woche lang in einem Atelier in Aalen aus, in denen für tolle Kunden schöne, luxuriöse Modelle entworfen und angefertigt wurden. Nach diesem Wochenpraktikum hatte sie bereits den Vertrag für die Ausbildung in der Tasche, die sie nach der Schule 3 Jahre lang absolvierte und als Beste abschloss. Dort wollte sie nicht stehenbleiben, weswegen sie sich in München im Bereich der Schnitttechnik weiterbildete und dann die Meisterschule absolvierte. Auch diese schloss sie mit sehr guten Noten als Jüngste ihres Jahrgangs ab. 1983 machte sie sich selbständig, betreibt also seit fast 40 Jahren ihr eigenes Atelier. Außerdem hat sie sich als Obermeisterin der Maßschneider-Innung aufstellen lassen. In dieser Funktion muss man sein Handwerk präsentieren und dafür einstehen und sich auch in Gremien behaupten können. „Es braucht Mut, Ausdauer, Liebe zum Detail und Schaffenskraft, um sich am Markt halten zu können“, sagt Elke Schuster. Es gibt keinen Zweifel daran, dass sie alles, was sie braucht, in sich vereint. Und: „Ich lebe für meinen Beruf, für mein Handwerk und für die Region.“ Das sind Worte, die man ihr sofort glaubt. Ihre Werke (so wie die der Kursteilnehmerinnen) sind deshalb echte Werke mit echtem Inhalt, die in Liebe zur Schneiderkunst und zur Kreativität entstehen.