Am 18. Mai hatten wir eine besondere Referentin beim gemeinsamen Studium Generale mit der Hochschule und dem Kulturamt Aalen. taz Wirtschaftsredakteurin Ulrike Herrmann sprach über den Kapitalismus. Es ist ein Thema, mit dem sie sich schon lange beschäftigt: 2015 erschien ihr Buch „Der Sieg des Kapitals“, ein Jahr darauf „Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung“.
Der Vortrag begann mit einem leicht verständlichen Überblick über die Entstehung des Kapitalismus im England des 18. Jahrhunderts. Weil dort zu jenem Zeitpunkt die Löhne so hoch waren, dass die britische Textilwirtschaft nicht mehr konkurrenzfähig war, lohnte es sich, in Technik zu investieren. Diese Technik ist das Kapital im Kapitalismus. Dabei ist der Kapitalismus abhängig von immer weiteren Investitionen in Kapital, und damit von immer weiterem Wachstum. Dieses Wachstum, so zeigte Herrmann eindrücklich auf, steht jedoch im Widerspruch zu den begrenzten Ressourcen des Planeten. Mit diesen begrenzten Ressourcen ist das für den Kapitalismus notwendige, unaufhörliche Wachstum also nicht möglich, sagte Herrmann und argumentierte, dass deshalb der Kapitalismus als System nicht beibehalten werden kann.
Herrmann sieht in der ökologischen Kreislaufwirtschaft eine Lösung, machte jedoch deutlich, dass aktuell nicht klar ist, wie der Umstieg dorthin praktiziert werden könne. Die Herausforderung ist die notwendige, systemdurchdringende Transformation, die nicht scheibchenweise vonstattengehen kann.
Viel Diskussion gab es im Anschluss an den Vortrag um den von Herrmann vorgeschlagenen Weg hin zur Kreislaufwirtschaft. Sie nannte als Beispiel die britische Umwandlung der Wirtschaft von einer Friedens- in eine Kriegswirtschaft im zweiten Weltkrieg. Herrmann spricht dabei von einer privaten Planwirtschaft, in der der Staat Ziele vorgegeben, deren Umsetzung jedoch der privaten Wirtschaft überlassen habe. Natürlich, räumte Herrmann ein, habe damals die gesamte Wirtschaft die Notwendigkeit erkannt: der Krieg und seine Auswirkungen waren für alle sichtbar. Beim Klimawandel scheint die Lage anders.
Der Vortrag hat viele Anregungen zum Nachdenken gegeben. Wer weiterlesen möchte, findet hier zwei Essays von Ulrike Herrmann, die sie uns freundlicherweise im Nachgang zu ihrem Vortrag zur Verfügung gestellt hat: